„Interview mit dem Verleger: Gorilla Marketing“

von Thomas Peters

 

Reporter: „Herr Peters, kommen wir direkt zur Sache: Lassen Sie uns Tacheles reden.“

Herr Peters: „Sehr gerne“

Reporter: „Also, ‚Karten auf den Tisch‘ oder ‚Butter bei die Fische‘, wie man so schön sagt.“

Herr Peters: „Ja.“

Reporter: „Oder: ‚Hosen runter‘, wenn ich mir den Ausdruck erlauben darf?“

Herr Peters: „Also wirklich …“

Reporter: „Ich verstehe schon, Zeit ist Geld! Wir gehen in medias res mit der Frage nach Ihrem Erfolgsrezept.“

Herr Peters: „Das ist relativ einfach. Von allem etwas zu viel: Arbeit, Kunst, Schnaps und Frauen.“

Reporter: „Das klingt nach einem wilden Leben. Wie finden Sie da überhaupt neue Ideen?“

Herr Peters: „Die Frage muss doch andersherum gestellt werden: Wie finden die neue Ideen mich? Wissen Sie, man muss die Ruhe bewahren. Als ich eine Zeit lang auf den Spuren Lessings die Herzog August Bibliothek zu Wolfenbüttel erforschte, traf ich auf einen alten Weisen. Er lebte im Einklang mit der Natur als Einsiedler versteckt in den Tiefen des Seeliger-Parks und rauchte oft eine Art Erdpfeife mittels eines Lochs im Boden. So saß der alte Weise da und lehrte wichtige Lektionen über Geduld.“

Reporter: „Wie darf man sich das vorstellen, Sie warten einfach ab?“

Herr Peters: „Ganz so leicht ist das natürlich nicht. Man muss schon aktiv sein. Ich suche meine innere Mitte, meditiere, lasse mir einen Bart wachsen oder faste eine Zeit lang. Das kennt man ja aus Tibet: Dabei ernähre ich mich tagelang nur von Kräutertee und Erdbeerschnüren.“

Reporter: „Das habe ich so tatsächlich noch nie gehört. Aber über Sie gibt es schließlich auch ganz andere Gerüchte.“

Herr Peters: „Natürlich, die gibt es immer. Um welche geht es denn jetzt konkret?“

Reporter: „Von einem dreisten Düsseldorfer Deutschlehrer hörte man das Gerücht über Sie und Kafka.“

Herr Peters: „Kafka und ich … ?“

Reporter: „In diesem Zusammenhang meinte der dreiste Düsseldorfer Deutschlehrer, Kafka habe sich auch gerne gelangweilt und dann eben gezeichnet. Wie steht es mit Ihnen – zeichnen Sie gerne, Herr Peters?“

Herr Peters: „Ja schon, aber nicht alles, was man gerne tut, ist auch gut. Und andersherum ist auch nicht alles gut, was man gerne tut.“

Reporter: „Nächste These: Das Verlagswesen stirbt.“

Herr Peters: „Das ist doch eine ziemlich abgedroschene Phrase, meinen Sie nicht? Man hört das so oft dieser Tage. Und wissen Sie: Todgesagte leben länger.“

Reporter: „Sie sehen der Zukunft der Verlage also positiv entgegen?“

Herr Peters: „Das ist gewissermaßen mein Job. Ich glaube an das Buch an sich und selbstverständlich an meine Autoren. ‚Zukunft ist gut für alle!‘, das sagte schon Dr. Udo Brömme, der beste Mann, den die CDU je hervorgebracht hat.“

Reporter: „Politisch stehen Sie also der Union nahe?“

Herr Peters: „Jetzt werden Sie mal nicht unverschämt!“

Reporter: „Verzeihung! Zurück zur Buchbranche: Haben Sie denn keine Angst vor der schnellen Veränderung, vor der Digitalisierung und anderen Herausforderungen?“

Herr Peters: „Angst habe ich überhaupt nie. Dennoch mache ich mir deswegen so meine Gedanken. Letzen Endes betreffen diese Phänomene doch fast jeden Lebensbereich und auch uns alle, oder?“

Reporter: „Das wird wohl so stimmen, aber bei Ihnen sind die Auswirkungen doch stärker zu spüren.“

Herr Peters: „Noch einmal: Freilich befindet sich die Buchbranche im Wandel, das bereitet mir jedoch keine allzu großen Sorgen. Die meisten Veränderungen bringen auch etwas Positives mit sich. Und das Leben bedeutet permanenten Wandel. Wichtig ist also die Fähigkeit, sich anpassen zu können. Auch die leidige E-Book-Frage ist einfach zu beantworten: Hauptsache es wird gelesen – ob auf Papier oder einem Display ist lediglich eine Geschmacksfrage.“

Reporter: „Und was ist mit der wirtschaftlichen Wertschöpfung?“

Herr Peters: „Was für eine ordinäre Frage. Das regelt sich schon. Außerdem machen wir jetzt auch dieses Gorilla Marketing.“

Reporter: „Guerilla Marketing ...“

Herr Peters: „Wie meinen?“

Reporter: „Ich verbesserte nur: Guerilla Marketing.“

Herr Peters: „Hm?“

Reporter: „Sie sagten Gorilla Marketing.“

Herr Peters: „Ja exakt.“

Reporter: „Es heißt aber Guerilla Marketing.“

Herr Peters: „Nein, Gorilla Marketing! [Er schlägt sich mit den Fäusten abwechselnd auf die Brust] Das ist das, was ich sagte, und auch das, was ich meinte!“

Reporter: „Aber…“

Herr Peters: „Nichts da ‚aber‘ – Sie dürfen dem Fortschritt nicht im Wege stehen!“

Reporter: „Unsere Zeit ist wohl um. Danke für das Gespräch.“

 

(Das Interview führte der Reporter)

 

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