„Pfingsttagsmann“

von Heribert Riesenhuber aus Weihnachtskarpfen – Zwei Dutzend Einfälle

 

Es war Ende November, das Wetter scheußlich und die Menschen waren verschnupft, erkältet, mies gelaunt. So auch ein älterer Herr, den mehr sein Rheuma plagte, als eine tropfende Nase. Kälte war er gewohnt, denn es war der Weihnachtsmann, der in seinem Haus am Südpol im Bett lag und vor sich hin schimpfte. Dabei musste er nur einmal im Jahr arbeiten. Dann aber so viel, dass er für den Rest des Jahres erschöpft war. Drei Bandscheibenvorfälle und zwei Wirbelsäulenverkrümmungen hatte er bereits hinter sich. Nun hatte er einfach keine Lust mehr, noch länger den Buckel krumm zu machen. Besonders, da die Dankbarkeit der von ihm Beschenkten immer mehr zu wünschen übrig ließ. Der Weihnachtsmann beschloss, in diesem Jahr seine Aufgabe weiterzugeben an den Pfingsttagsmann. Der lebte am Westpol, irgendwo am Äquator, in einem Land, wo immer Sommer war.

Früher war auch der Pfingsttagsmann jedes Jahr, genau zur Sommersonnenwende, um die Welt gezogen, um Geschenke zu verteilen. Aber er war ein fauler Kerl. Außerdem gab es da, wo er lebte, alles, was man zum Glücklichsein brauchte. Das Wetter war gut, die Flüsse waren voller Fische und im Wald wuchsen die herrlichsten Früchte. Was sollte man sich da noch wünschen? Nun ja, es gab Ungeziefer. Unangenehme Stechfliegen, die den Pfingsttagsmann mit der Schlafkrankheit infiziert hatten. Seit damals schlief der alte Herr, der einen langen weißen Bart trug und sich nur mit einer roten Badehose kleidete, noch häufiger in seiner Hängematte.

Als ihn aber der Brief des Weihnachtsmannes mittels Pinguinpost erreichte, war er hocherfreut. Natürlich wollte er in diesem Jahr den Job des Kollegen erledigen! Deshalb zog er, ein paar Wochen später, mit seinem von vier Affen gezogenen Surfbrett in den Himmel hinauf und warf den Menschen zum Fest frische Weihnachtsbananen durch die Schornsteine hindurch auf den Gabentisch.

 

Diese Geschichte finden Sie neben 23 anderen Einfällen im literarischen Adventskalender Weihnachtskarpfen – Zwei Dutzend Einfälle. 

 

© 2013 Morisken Verlag München

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